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So war es, wenn Du vor 1980 CB-Funker warst!
Und es war Sommer, Sommer 1975.
Elektronische Geräte in westdeutschen Haushalten waren meist Radios, schwarzweis Fernseher und große graue Telefone mit Wählscheibe. Handys oder Smartphones gab es nur bei Raumschiff Enterprise.
Autotelefone hatten nur der Bundeskanzler und wenige weitere Politiker und Manager. Computer gab es nur in Firmen und Fabriken. Funken durfte nur die Polizei und die Feuerwehr. Eine kleine Gruppe, genannt Amateurfunker, musste in einer umfangreichen Prüfung beweisen, dass sie alles über Funktechnik wusste, morsen konnte und durfte dann erst legal senden. Plötzlich wurde durch die Transistorzeit die Konsumerelektronik billiger. Ein paar Freaks hatten sich, oft illegal, Funkgeräte aus USA besorgt. Teilweise über sogenannte Bedarfsgruppenträger haben sich andere kleine Lizenzen für Mobil und Handfunkgeräte ergattert. 1 - 6 Kanäle und max. 0,5 Watt Sendeleistung waren erlaubt.
Das war neu. Jedermann durfte plötzlich senden. 5 Mark im Monat pro Gerät für die K-Genehmigung und es konnte losgehen auf der Gruppe 1 bis 4.
In USA war es schon früher legal, kostenlos auf 23 Kanälen mit 4 Watt zu senden. Der Druck auf die Behörden wurde in Europa immer größer, sodass ab Mitte 1975 wirklich jedermann genehmigungs- und gebührenfrei funken durfte. Zugelassen wurden CB-Hand und Mobilfunkgeräte mit 1/2 Watt Sendeleistung und max. 12 Kanälen. Für Stationsgeräte durfte man 15 Mark im Monat zahlen. Ein Boom begann. Schon bald gab es Funkgeräte in allen Kaufhäusern, bei allen Versandhändlern, Supermärkten und Funkfachgeschäften. Wöchentlich kamen neue Modelle hinzu. In jeder Stadt in jedem Dorf wurde gefunkt. Männer, Frauen, Kinder alle wollten funken. Die 12 Kanäle waren schnell belegt. Jeder wollte seinen Kanal für sich. In jeder Straße gab es mindestens 1 Funker. In manchen Häusern standen Funkantennen im Abstand von wenigen Metern nebeneinander. Bei guten Ausbreitungsbedingungen waren Funker aus ganz Europa und USA zu hören. Um über dem QRM noch gehört zu werden wurde aufgerüstet was das Zeug her gab.
Geräte mit mehr Kanälen, höherer Sendeleistung, Verstärkermikrofone, Sendeleistungsverstärker und Richtantennen. Wer Geld hatte hat aufgerüstet. Störungen in Rundfunk und Fernsehen waren an der Tagesordnung. Der Funkstörmessdienst fuhr quer durch die Republik. Täglich wurden illegale Geräte aufgespürt und Schwarzfunker ausgehoben. Es wurden Vereine und Funkrunden gegründet, Fastnachts- und Weihnachtsfeiern abgehalten, Grillfeste und Breakertreffen landauf, landab abgehalten. Samstags gab’s Funkflohmärkte und Fuchsjagden.
Vermutlich so um 1980 war es dann soweit.
Wir waren Millionen.
Millionen CB-Funker in West Deutschland.
Millionen Funker auf 12 Kanälen.
Alles was wir konnten war funken, keine Bilder keine Videos, nur breaken, sonst nichts. Aber wir waren begeistert. Jeden Tag neu begeistert. QSL Karten haben wir drucken lassen. 1000 Stück, verschickt haben wir sie, getauscht haben wir sie, selbst ausgemalt haben wir sie und gesammelt haben wir sie. Abgeheftet, an die Wand gehängt und sortiert, auf jedem Breakertreffen nach Karten gefragt. Fachchinesisch haben wir auswendig gelernt, das Buchstabieralphabet konnten wir auswendig und mit Q-Gruppen haben wir geprotzt. Jedes neue Gerät wurde mit Spannung erwartet. Vor dem neuesten Funkkatalog von Conrad konnten wir kaum noch schlafen. Als 1978 die ersten FM-Geräte rauskamen haben wir schon vom nächsten großen DX geträumt. Die Funkzeitschriften wurden studiert bis wir alles wussten.
Samstags wurden Antennen auf ellenlange Antennenmaste aufgebaut. Wir sind auf Dächer geklettert um Antennen ab- und wieder aufzubauen, um Antennenmaste zu verlängern um die Groundplane abzubauen und ´ne Citystar aufzubauen und 2 Wochen später dann die große 5/8 aufzubauen.
Neue Geräte haben wir gekauft, aufgeschraubt haben wir sie, eingestellt haben wir sie, Antennenkabel gezogen haben wir, Löcher in nagelneue Autos gebohrt haben wir. 2,7m lange Antennen haben wir aufs Auto geschraubt, mit Angelschnur abgespannt haben wir sie. Lichtmaschinen haben wir entstört nur um 10km weit zu funken.
Und wir haben es gern gemacht, wir haben jede freie Minute geopfert, wir haben jede Mark investiert für das illegale 80-Kanalgerät mit SSB.
Auch waren wir alle Experten, wir wussten ganz genau für was welcher Schalter und jeder Regler war, welche Schrauben man öffnen musste, um ans Innere der geliebten verchromten Kiste zu kommen, an welchem Rädchen wir drehen mussten um den Modulationsgrad zu erhöhen und welchen Widerstand man überbrücken musste um die Leistung zu verdoppeln.
Ja wir haben alles gewusst, keiner konnte uns was vormachen und wenn’s mal danebenging und gequalmt hat, Scheisegal, das letzte Geld zusammengekratzt und gleich die neueste Kiste bestellt.
Ganz stolz waren wir wenn uns einer gefragt hat ob wir auch mit der Polizei funken können. In Autohilfsclubs waren wir organisiert nur um bei Unfällen ganz vorne stehen zu dürfen und um uns gelbe Rundumleuchten auf den Dachgepäckträger zwischen die 2 CB-Antennen montieren zu dürfen. Wir waren so wichtig, dass uns 1 Gerät im Auto nicht gereicht hat. Ein 12 Kanal und ein K-Gerät musste immer mitlaufen um auch die Gruppe 4 noch mitlauschen zu können.
Und wer noch kein Auto hatte, der hat auf dem Fahrrad oder Moped ein Mobilgerät montiert und auf dem Gepäckträger eine DV27 montiert und eine Motorradbatterie in der Satteltasche gehabt.
Aber wir haben es gerne getan.
Ja so waren wir, die CB-Funker vor 1980.
Wenn wir mal nicht abends 100km auf Berge gefahren sind, Brenner angeschlossen haben um 100km weit gefunkt, sind wir nie ohne Handgurke ins Bett gegangen. Unvorstellbar, wenn gerade eine Runde gefunkt hätte und wir was verpasst hätten.
15 Mark im Monat haben wir gerne abgedrückt und notfalls haben wir sogar für die zweite und dritte Heimstation der OW und fürs Töchterlein nochmals 15 Mark bezahlt. Und wenn wir mal eine junge süße Stimme gehört haben, da haben wir gebettelt nach der Adresse. Dann sind wir hingefahren ob mit Fahrrad, Moped oder Auto. Vors Haus haben wir uns gestellt, bis sie rauskam. Oder bis wir drin waren und dann haben wir uns die Funkstation des Vaters zeigen lassen und alles was sie uns sonst noch zeigen wollte.
Ja so waren wir.
Wir waren Millionen.
Alles ohne Computer ohne Fotohandy ohne WhatsApp.
Und es war schön, es war geil, es war eine geile Zeit.
Und wir lassen sie uns nicht nehmen,
die Zeit des CB-Funks vor 1980 in Deutschland.
Danke an Volker Knies für diese schönen Worte über unseres alten aber immer noch tollen Hobby...!
Quelle: https://www.facebook.com/daswarcbfunk/ - DF3WG Volker Knies